Was du nicht über Talent wusstest!

Viele Menschen haben das Bedürfnis auch als Erwachsene ein Instrument zu lernen. Oft scheitert die Umsetzung dieses Wunsches daran, dass man Angst davor hat, kein Talent zu haben. Doch gibt es überhaupt so etwas wie Talent? Und wie wichtig ist es um ein Musikinstrument zu erlernen?

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Was ist Talent?

Als talentiert bezeichnet der Volksmund Menschen, die eine besondere Begabung haben. Dabei wird davon ausgegangen, dass jemand schon mit einer Befähigung geboren wird. Zum Beispiel soll jemand, der ein Talent für das Klavierspielen hat, es bereits nach wenigen Stunden Übung beherrschen. Eine Person mit dieser besonderen Anlage soll also schnellere Lernfortschritte machen und mehr erreichen, als jemand, der dieses Talent nicht hat. Anders herum wird behauptet, dass man als Untalentierter auch keine Chance darauf hat, jemals etwas auf dem Gebiet zu erreichen.

Oft wird Talent Personen attestiert, die bereits besonders gut in etwas sind. Das Problem daran ist, dass dabei nur das Endergebnis beurteilt wird. Es wird also nicht betrachtet, wie jemand zu diesen Fertigkeiten kommt.

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Noch schlimmer ist, dass sich viele Personen allein deswegen davon abbringen lassen, ihre Wünsche zu erfüllen, weil sie glauben kein Talent zu haben. Dabei hat Talent mehrere Ursachen...

Der Ursprung des Talent-Mythos

Die Grundlage unseres heutigen Verständnisses von Talent kommt aus der Bibel. Genauer gesagt aus dem Neuen Testament. Zum Beispiel in dem Gleichnis von den anvertrauten Talenten (Matthäus 25,14–30) oder im 1 Petrus-Brief 4:10. Dort wird festgestellt, dass Menschen unterschiedliche Fähigkeiten haben, die ihnen von Gott gegeben werden. Dabei liegt der Fokus immer darauf, dass diese Gaben für die Gemeinde eingesetzt werden sollen.

Gerade die Stelle im Matthäusevangelium ist später falsch verstanden worden. Denn es geht dort nicht darum, Menschen anhand ihrer Fähigkeiten in Schubladen zu stecken, so wie es der heutige Gebrauch des Begriffs „Talent“ tut. Interessant ist auch, dass man in der Antike „Talent“ nicht als angeboren und unveränderlich angesehen hat. Vielmehr kann Gott einem ein Talent auch wieder nehmen.

Ab der Renaissance kam in der europäischen Philosophie erstmals der Begriff des Genies auf. Das Genie bezeichnete zunächst nur die allgemeine künstlerische Schaffenskraft. Im Laufe der Zeit kam es zu einem Bedeutungswandel.

Bald ging man dazu über, die individuelle Begabung eines schaffenden Künstlers in den Mittelpunkt zu stellen. Dieses Ausnahmetalent habe seine Fähigkeiten über den göttlichen Funken erhalten und thront seitdem über allen anderen gewöhnlichen Menschen.

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Diese Denkweise prägte vor allem während der klassischen Periode die Denkweise in Europa. Also genau jene Zeit, in die die Musik Mozarts und die Literatur von Johann Wolfgang von Goethe fällt. Der Geniekult fand in der schwärmerischen Epoche der Romantik seinen Höhepunkt und befindet sich seitdem in unseren Köpfen und unserem Sprachgebrauch.

In der Biologie entstand Mitte des 19ten Jahrhunderts die Lehre der Genetik. Fortan entstand die Überzeugung, dass alle Fähigkeiten von den Erbanlagen bestimmt werden. Hier fand man scheinbar eine Bestätigung des Geniekonzepts. Und dies galt – wie sollte es auch anders sein – insbesondere für die Musik.

Die Vorstellung, dass Musik nur wenigen Auserwählten vorbehalten ist, erfuhr mit der technischen Entwicklung im 20sten Jahrhundert einen weiteren Vorschub. Bis dahin war das Musizieren im Volk weit verbreitet. Mit Aufkommen der Schallplatte und dem Radio änderte es sich jedoch. Nun wurde Musik aus der Konserve gespielt, das Musizieren konzentrierte sich auf ein paar wenige Stars.

In der Öffentlichkeit änderte sich die Wahrnehmung von Musik von einem Allerweltsgut zu dem einer seltenen Gabe, die nur wenigen gegeben wurde.

Die Fakten: Der wissenschaftliche Stand der Talentforschung

Um es vorweg zu sagen: Talent ist in der Wissenschaft umstritten. Es wird kontrovers diskutiert, ob es überhaupt so etwas gibt. In manchen Bereichen, wie dem Sport, finden sich dafür durchaus Belege für körperliche Begabungen. In anderen Bereichen, wie gerade in der Musik, fehlt bis heute der Nachweis, dass diese Fähigkeit angeboren ist. Und das, obwohl man schon seit Jahrzehnten danach sucht.

Es bleibt also die Frage offen: Handelt es sich bei Talent für Musik um eine genetische Anlage oder ist die frühkindliche Prägung der Ursprung?

1 Ist Talent angeboren?

Unbestritten ist, dass Musik keine einzelne Fähigkeit ist. Stattdessen setzt sich diese Fähigkeit aus mehreren Fertigkeiten zusammen. Zum Beispiel muss man als Musiker Klänge differenziert wahrnehmen, Rhythmusgefühl haben und natürlich sein Instrument spielen können. Dementsprechend werden aber mehrere Teile des Gehirns dafür benutzt.

Tatsächlich wurden für die verschiedenen Fertigkeiten auch Gene identifiziert. Einen Nachweis, dass diese tatsächlich zu musikalischem Talent führen, gibt es bisher nicht. In einer anderen Studie wurde kürzlich ermittelt, dass bestimmte Teile des Gehirns bei Begabten zum einen größer ausgeprägt sind. Zum anderen aber auch aktiver sind. Beides sagt nichts darüber aus, warum dies so ist.

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Denn genauso zeigen wieder andere Forschungsarbeiten, dass die Größe und Aktivität eines Hirnareals schon allein durch das Erlernen neuer Fertigkeiten, wie dem Musikmachen und durch Training verändert wird (Stichwort: Neuronale Plastizität).

Andere Studien haben wiederum einen gewissen Zusammenhang zwischen den musikalischen Fähigkeiten und der Veranlagung gefunden. Dies entspricht auch der Erfahrung, dass Musiker meist aus Musikerfamilien kommen. Allerdings konnte der Einfluss der Gene die Fertigkeiten nur zu maximal 50 Prozent voraussagen. Also eine 50/50 Trefferquote. Manche Studien sprechen sogar nur von 30 Prozent.

Da bleibt die Frage offen, was denn die anderen 50-70 Prozent ausmacht...

Es ist aber auch so, dass fast jeder Mensch bereits die Fertigkeiten besitzt, Musik wahrzunehmen und zu empfinden. Amusie, ein Handicap bei dem die Fähigkeit unterschiedliche Töne oder Rhythmen wahrzunehmen gestört ist, ist sehr selten. Das heißt auch, dass mehr als 95 Prozent aller Menschen bereits ein gewisses Potential für das Musizieren mitbringen und dies womöglich brach liegen lassen.

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Machen wir das Ganze nun an einem Beispiel deutlich: Oft wird das absolute Gehör als Beispiel für Ausnahmetalent aufgeführt. Also die Fähigkeit, eine gespielte Tonhöhe exakt der absoluten Note zuzuordnen. Normale Menschen verfügen dagegen nur über die Fähigkeit, Töne in Beziehung zueinander zu erkennen.

2 Beweis – Das absolute Gehör

Leider ist gerade dieses Paradebeispiel für Talent kein Beweis. Denn die musikpsychologische Forschung hat ergeben, dass wir alle mit einem absoluten Gehör auf die Welt kommen. Das relative Gehör entwickelt sich erst im Laufe der frühen Kindheit. Es liegt daran, dass wir lernen, Stimmen mit unterschiedlicher Tonhöhe zu verstehen. Da das absolute Gehör im Alltag nie gebraucht wird, verkümmert es bei den meisten Menschen. Und auch wenn jemand ein absolutes Gehör hat, heißt das nicht, dass er dann automatisch gut Musik machen kann.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es schwierig ist, musikalisches Talent allein auf angeborene Veranlagung zurückzuführen. Einen gewissen Anteil hat die Veranlagung vermutlich. Eine einfache Formel um zu erklären, warum der eine besser ist, als der andere gibt es nicht. Und es ist auch klar, dass die Veranlagung nur einen Teil des Erfolgs erklären kann.

3 Der Einfluss frühkindlicher Prägung

Im Tierreich gibt es das Phänomen der Prägung. Zum Beispiel lernen Gänse bestimmte Verhaltensweisen während einer zeitlich begrenzten Phase ihrer Kindheit. Dieses Konzept hat man später auf den Menschen übertragen. Damals herrschte die Meinung vor, dass man bestimmte Talente durchaus in der Kindheit erwerben kann. Danach ist aber Schluss. Mit anderen Worten: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr“.

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Zum Beispiel gibt es beim Sprachenlernen den bekannten Effekt, dass Kinder besonders schnell eine Sprache lernen. Erwachsene tun sich dabei schwerer. Man war also der Meinung, dass dies auf Prägung zurückgeht. Es würde aber auch bedeuten, dass Erwachsene keine Sprache lernen können.

Neuere Forschungen konnten dies allerdings nicht bestätigen. Heute weiß man, dass auch Senioren noch erfolgreich neue Fähigkeiten erlernen können. Vielmehr ändert sich nur die Art und Weise, wie wir an das Lernen herangehen.

4 Was Kindheitserfahrungen beitragen

Dennoch gibt es Hinweise, die nahelegen, wie wichtig gerade Erfahrungen in der Kindheit für unsere Entwicklung sind. Denn in diesem Zeitraum entwickelt sich unser Gehirn am Intensivsten. Frühe Lernerfahrungen formen dadurch unseren Denkapparat. Gerade die Fähigkeiten, die oft gebraucht werden, führen dazu, dass die dafür zuständigen Gehirnteile vergrößert und besser vernetzt werden.

Dieser Lernprozess für Musik beginnt schon im Mutterleib. Singt und musiziert die Mutter, dann prägt diese Erfahrung bereits das ungeborene Kind. Dazu kommt, dass das Gehör von Kindern sensibel für feinste Nuancen ist. Deswegen haben Kinder die besten Voraussetzungen, um Musik zu lernen.

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Diese Fähigkeiten verlieren wir, wenn wir sie nicht benutzen. Denn das Gehirn ist ökonomisch und beim Übergang in das Erwachsenenstadium werden die verkümmerten Teile getilgt. Dieser große Umbau findet in der Jugendzeit statt.

Damit ist klar, warum Kinder aus Musiker-Familien oft selbst so ein großes Talent mitbringen. Schließlich sind sie von klein auf mit Musik umgeben und machen auch mit ihren Eltern und Geschwistern aktiv Musik. Diese Erfahrung prägt sie und das ist wiederum ein erheblicher Vorteil.

Denn jede Vorerfahrung erleichtert das Lernen und verringert die Zeit, die man dafür braucht ein bestimmtes Niveau zu erreichen.

Im Gegenzug sind Kinder aus Familien, in denen nicht musiziert wird im Nachteil.

5 Wolferl und die Musik

Nicht überzeugt? Nehmen wir uns mal das Ausnahmetalent Mozart heraus. Von ihm wird erzählt, er sei bereits als Wunderkind auf die Welt gekommen. Mit seinen Fähigkeiten überragte er viele zeitgenössische Komponisten und gilt bis heute als eines der ganz großen Musikgenies.

Doch so ganz zufällig war die Begabung des kleinen Wolfgangs nicht. Denn zum einen muss man wissen, dass sein Vater ein hochangesehener Komponist, Musikpädagoge und Hofkapellmeister in Salzburg war. In der Wohnung der Mozarts gaben sich die besten Musiker dieser Zeit die Klinke in die Hand. Im Haushalt der Mozarts wurde täglich und viel musiziert. Wolfgang Amadeus war damit bereits als Baby mit Musik auf höchstem Niveau umgeben.

Und sein Vater Leopold war es auch, der dem kleinen Wolferl im Alter von drei Jahren strengen Musikunterricht gab. Dazu gehörte Kompositionslehre, Musiktheorie und das Klavierspielen. Er zwang den kleinen Jungen und seine Schwester dazu stundenlang zu üben. Es ging soweit, dass der kleine Wolfgang selten Kontakt mit anderen Kindern hatte und ihm neben der Musik keine Zeit zum Spielen blieb.

Aus den Fähigkeiten der Kinder machte Vater Leopold bald Profit. Als Mozart 6 Jahre alt war, schleppte sein Vater ihn und seine Schwester auf Tournee quer durch Europa. Selbst auf den langen Reisen mit der Kutsche musste er üben.

Ich möchte das Werk von Wolfgang Amadeus Mozart keineswegs schmälern. Seine Leistungen sind bis heute unbestreitbar beispielhaft. Dabei wird übersehen, welcher Drill hinter diesem Lebenswerk steckt!

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Bei Kindheitserfahrungen gibt es allerdings eine Kehrseite. Denn auch das, was unsere Umwelt uns an Ansichten und Glaubensätzen mitgibt, hat einen Einfluss darauf, ob wir unser Potential überhaupt ausschöpfen. Kinder reagieren empfindlich auf uns Erwachsene. Sagen uns unsere Eltern oder unsere Lehrer – aus welchem Grund auch immer – dass wir „kein Talent“ haben, dann glauben wir das bis ins Erwachsenenalter. Und das selbst dann, wenn es objektiv nicht stimmt.

6 Wie verteilt sich Begabung eigentlich?

Folgt man der verbreiteten Ansicht, dann gibt es nur eine handvoll Menschen mit Talent für Musik. Alle anderen sind angeblich untalentiert und sollten darum gar nicht erst versuchen, ein Instrument zu lernen. Doch stimmt das?

Zur Verteilung von Fähigkeiten gibt es glücklicherweise sehr viele Studien. Schon im 19ten Jahrhundert hat man festgestellt, dass sich bei Menschen die meisten Eigenschaften um den Durchschnittswert häufen. Zum Beispiel stellen deswegen Hersteller von Schuhen nicht alle Schuhgrößen in der gleichen Menge her. Es gibt vielmehr ein paar Schuhgrößen, die sich besonders oft verkaufen und ein paar, die sehr selten abgenommen werden.

Einen guten Indikator für Begabungen gibt uns nun die Verteilung des Intelligenz-Quotienten. Denn dieser ist sehr intensiv erforscht und mit Daten belegt. Die Forscher haben dabei festgestellt, dass sich auch die Intelligenz um den Mittelwert stark häuft. So sehr, dass beinah 70 Prozent aller Menschen eine durchschnittliche Intelligenz vorweisen. Zusammengerechnet sind über 85 Prozent der Bevölkerung normal begabt oder besser. Das heißt aber auch, Ausreißer nach oben oder unten sind sehr selten. Und das widerspricht der Talent-Theorie deutlich.

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Übertragen auf die Musik bedeutet dies, dass die überwiegende Mehrheit aller Menschen die Fähigkeiten dazu besitzt, Musik auf normalem Niveau zu erlernen. Und darunter verstehe ich, dass man im Freundeskreis oder in einer Band musizieren und Spaß haben kann. Andersherum bedeutet das auch, dass die meisten Menschen ihr musikalisches Potential weit unterschätzen. Und dies liegt sehr wahrscheinlich daran, dass sie den Talent-Mythos glauben und vorzeitig aufgeben.

Talent oder Übung – Was macht den Meister?

Schon in den 1980ern begannen sich die Hinweise zu häufen, dass Erfolg und Meisterschaft sich in vielen Bereichen nicht nur auf Talent oder besonders angeborene Fähigkeiten zurückführen lassen. Damals wurden Studien durchgeführt, die untersucht haben, wie Menschen die Fähigkeiten erlangt haben, mit denen sie Spitzenleistungen erbracht haben. Dabei wurden viele unterschiedliche Bereiche betrachtet, wie z.B. Musik, Medizin, Ballett oder Schach.

Das Ergebnis? Es fanden sich wieder und wieder übereinstimmende Beweise dafür, dass die Kompetenz bei Menschen mit überdurchschnittlichen Fähigkeiten erlernt ist.

Was unterscheidet diese Meister von weniger leistungsfähigen Menschen? Nun zu aller erst erhielten sie alle während ihrer Kindheit eine sehr große Unterstützung durch ihre Familien und ihr Umfeld. Diese Bestätigung hat sie motiviert dran zu bleiben.

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Auch die Forschung bestätigt, dass die Einstellungen und Rückmeldungen der Eltern und des Umfelds einen erheblichen Einfluss auf die Selbstwahrnehmung eines Kindes hat. So übernimmt man vielleicht die Überzeugung, man habe kein Talent, obwohl die Anlagen dafür vorhanden wären.

Der Faktor, der am meisten Einfluss auf das Niveau der Fertigkeiten hat ist: Übung. Es fand sich ein glasklarer Zusammenhang mit der Menge und der Qualität der Übung und wie gut jemand spielen kann. Und dieser Zusammenhang ist sehr viel stärker als Talent aufgrund von Veranlagung.

Dass die Menge der Übung einen Einfluss hat, sieht man bereits an der Tatsache, dass Konzertmusiker erst nach 16 Jahren der intensiven Übung international einen guten Ruf erlangen. Die meisten Musiker beginnen dabei in frühen Jahren und leisten ein immenses Pensum an Übungsstunden ab, bis sie zum Profi werden.

Der Expertenforscher Anders Ericsson hat festgestellt, dass es mehr als 10.000 Stunden intensiver Beschäftigung in einem Gebiet erfordert, damit jemand als Experte gelten kann. Dies entspricht ungefähr 10 Jahren Arbeit.

Wie wichtig Übung für die Ausbildung musikalischer Fertigkeiten ist, zeigt sich auch in der Biografie zahlreicher Musiker. Alle Musiker, die ein hohes Niveau erreicht haben, verbrachten unzählige Stunden mit Üben. Der berühmte Jazz Saxophonist Charlie Parker hat 12 Stunden täglich geübt um einer der besten aller Zeiten zu werden. Vom Gitarrengott Jimi Hendrix wird berichtet, dass er stets eine Gitarre in der Hand hatte. Und von den Beatles ist belegt, dass sie erst durch ihre Zeit in Hamburg, in der sie 6 bis 7 Stunden täglich vor Publikum spielten, auf ihr Top-Niveau kamen.

Doch es ist nicht nur die Menge der Übung, die den Erfolg ausmacht. Die Qualität der mit Übung verbrachten Zeit ist genauso wichtig. Denn all diejenigen, die sehr erfolgreich waren hatten auch sehr fähige Lehrer, die sie dabei unterstützten genau zur richtigen Zeit das Richtige zu lernen. Damit haben sie gelernt, das Maximum aus der mit Übung verbrachten Zeit herauszuholen. Dies kann man auch am Beispiel von Mozart erkennen, denn Vater Leopold war Autor des damals führenden Buches zur Musikpädagogik.

In der Bevölkerung ist die Ansicht weit verbreitet, dass Menschen mit einem hohen angeborenen Talent bestimmte Fertigkeiten einfach, schnell und ohne Mühe erreichen. Dass dies nicht der Fall ist, zeigt ein Blick in die Lebensläufe vieler Menschen, die außergewöhnliche Leistungen erbracht haben.

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Notwendig dazu ist vor allem eins: Fleiß. Talent kann den Lernprozess vielleicht etwas beschleunigen. Anders herum bedeutet eine vorteilhafte Veranlagung aber noch lange nicht, dass man auch ein Talent entwickelt. Musiklehrer wissen aus Erfahrung, dass auch ein „Naturtalent“ ohne Übung nicht weit kommt. Talent ist also eher unser Potential. Und um dies zu entfalten, müssen wir an den Fertigkeiten arbeiten, die dazu notwendig sind, Musik zu machen.

Deswegen ist es wichtiger, dafür zu sorgen, dass ich das Richtige effektiv übe, als sich über Talent Gedanken zu machen. Und dabei hilft einem ein guter Lehrer oder Kurs.

Kann also jeder ein Instrument lernen?

Nach der Betrachtung der Faktenlage bleibt festzustellen, dass einerseits laut der Ansicht der heutigen Psychologie unsere Fähigkeiten allerhöchstens zu 50 Prozent genetisch bedingt sind. Das ist z.B. im Sport so. Für Musik ist die Datenlage derzeit einfach zu dünn, um von einer rein erblichen Veranlagung zu sprechen.

Andererseits gibt es umso mehr Beweise dafür, wie wichtig die Begeisterung und die vielen Stunden Übung für die Ausformung von Fertigkeiten sind. Und das macht immerhin mindestens die Hälfte des Erfolgs aus! Das heißt, dass auch jemand, der von Natur aus vielleicht schlechte Karten hätte, mit Übung bewundernswerte Leistungen erbringen kann.

Leider betrachten die Talentforscher bislang fast ausschließlich professionelle Musiker die Leistungen auf Spitzenniveau erbringen. Deswegen stellt sich die Frage, wie wichtig Talent für ganz gewöhnliche Amateurmusiker ist. Dieser Frage ging der Psychologieprofessor Gary Marcus der New York University nach. Bei ihm wurde bereits in der Kindheit festgestellt, dass er eine gestörte Rhythmuswahrnehmung hat.

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Er wollte nun am eigenen Leib ausprobieren, ob er trotz seiner Störung mit seinem Wissen über die richtige Art von Training Gitarre spielen lernen kann. Ausgerechnet Gitarre – das wohl schwerste Instrument für Musikanfänger. Und dass, auch noch obwohl er schon über 40 war!

Tatsächlich gelang ihm das Wunder. Und er war erstaunt, wie einfach es schon nach ein paar Stunden war Musik zu machen. Ihm gelingt es nach mehr als 3 Jahren sogar zu improvisieren. Dabei wurde er natürlich nicht zum Virtuosen. Doch er ist selbst überrascht, wie weit er es gebracht hat und bekommt von anderen Komplimente.

Dieses Beispiel zeigt:

Es ist für jeden möglich ein Instrument zu lernen.

Musikalische Fähigkeiten können dabei auch im gehobenen Alter noch erworben werden. Auch darüber gibt es Studien. Dabei sollte klar sein, dass jemand, der schon als Kind Musik gemacht hat etwas im Vorteil ist. Doch wir reden ja nicht darüber, dass jemand zum Profi-Musiker werden will, sondern von ganz normalen Menschen die ihr tägliches Leben mit selbstgemachter Musik versüßen wollen. Und diese Erfüllung und Freude aus selbstgemachter Musik zu erleben, ist für jeden möglich!

Fazit

Die Geschichte des Konzepts „Talent“ ist voller Irrungen und Wirrungen. Viele der Missverständnisse haben sich aus früheren Zeiten bis heute gehalten. Viele Menschen unterschätzen noch immer ihr Potential und halten ihre Fähigkeiten für unveränderlich.

Dabei zeigt die Forschung der letzten 20 Jahre eindeutig, dass wir nicht in Stein gemeißelt sind und dass die genetische Veranlagung weit überschätzt wird. Jeder kann neue Fertigkeiten erlernen. Die überwiegende Mehrheit aller Menschen bringt bereits alles mit, um Musik machen zu lernen. Und das heißt: So gut zu werden, dass du deine Freunde unterhalten und sogar in einer Band spielen kannst.

Dabei ist das korrekte Üben nach einem zielgerichteten Plan wichtiger für das Endergebnis als jede vielleicht angeborene Begabung. Und deswegen ist ein Mentor oder ein guter Kurs auch so wichtig, der dich beim Lernen genau an die richtige Stelle zur richtigen Zeit führt.

Lass dich vom Talent-Mythos nicht mehr länger davon abhalten, deine Wünsche und Träume umzusetzen. Wenn du ein Instrument lernen willst, dann tu es!

Und dies gilt natürlich auch für die Mundharmonika :)



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Quellen

Kommentare  

-1 # Rolf Boigs 2018-04-28 20:46
Insgesamt ein schöner und breit aufgestellter Artikel, finde ich.

Eine kleine Schwäche bloß im Bereich "Intelligenz-Quotient": Es ist nicht nur so, dass "sich auch die Intelligenz um den Mittelwert stark häuft. So sehr, dass beinah 70 Prozent aller Menschen eine durchschnittliche Intelligenz vorweisen." Es ist vielmehr so, dass der Bereich der "durchschnittliche Intelligenz" eben und gerade darüber DEFINIERT ist, dass er die mittleren 68% der IQ-Verteilung erfasst.
Antworten | Antworten mit Zitat | Zitieren
0 # Mark von HarmonicaRocks 2018-04-29 14:14
Das stimmt schon dass der als 'durchschnittliche Intelligenz' bezeichnete Bereich so festgelegt wurde. Letztendlich wurde der Bereich gewählt, weil er sich statistisch elegant beschreiben lässt.

Trotzdem ist es eben doch so, dass es eine deutliche Häufung um die Mitte der IQ-Werte gibt. Das sieht man ja auch, wenn man sich das Histogramm der Verteilung ansieht. Die IQ-Werte sind nicht gleich-verteilt, sondern folgen der Gaußschen Normalverteilung.

Anders betrachtet - 50% aller Menschen haben bezogen auf den Mittelwert aller IQ-Messungen eine durchschnittliche oder bessere Intelligenz.

Der Punkt des Abschnitts ist aber der: Die öffentliche Wahrnehmung der Verteilung von Talenten widerspricht dem, was man in vielen Bereichen über Begabung ermittelt hat. Die IQ-Verteilung sollte hier nur als Beispiel dafür genommen werden, da diese besonders gut untersucht ist.

Vielleicht kennst du dich ja in dem Bereich besser aus. Was würdest du an dem Abschnitt anders formulieren oder ändern?
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