Beim Discounter gibt es Mundharmonikas schon für wenige Euro. Instrumente von Qualitätsherstellern dagegen kosten mehr. Ist das berechtigt oder Abzocke!? In diesem Artikel erfährst du, was die Unterschiede zwischen den billigsten und qualitativ hochwertigen Mundharmonikas sind.
Schaust du dir als Anfänger an, welche Mundharmonikas es zu kaufen gibt, dann stellst du schnell fest, dass sich die Modellen im Preis unterscheiden. Woher kommen diese Unterschiede? Lohnt sich der Kauf eines billigen Instruments?
Mundharmonikas – Made in China
Die billigsten Mundharmonikas bekommst du ab drei Euro. Sie können auch schon mal bis zu 20 Euro kosten. Gemeinsam haben alle dieser Mundharmonikas, dass sie in China hergestellt werden. Ein Flut an billiger Harps gibt es bei den Online-Händlern wie Amazon oder Ebay. Dort findest du sie manchmal gibt auch in Verbindung mit einem Einsteiger Heft.
Was ist der gemeinsame Nenner der angebotenen Produkte? Die Mundharmonikas wurden von einem Modell von Hohner nachempfunden: Der Special 20. Diesem sehen die Billigheimer zum Verwechseln ähnlich. In den nächsten Abschnitten vergleichen wir mal das Original mit den Kopien.
Was ist der Unterschied zu einer hochwertigen Mundharmonika?
Doch taugen diese Mundharmonikas etwas? Grundsätzlich kann man sagen: Sie tun natürlich das, was sie sollen. Du kannst mit ihnen Musik machen. Und sie sind auch exakt gestimmt. Doch gibt es deutliche Unterschiede zu den Harps von Qualitätsherstellern.
Verarbeitung
Insgesamt ist die Verarbeitungsqualität der billigen Harps schlechter als bei einer hochwertigen Mundharmonika von einem deutschen oder japanischen Hersteller. Und das merkst du gleich an mehreren Dingen.
Schon beim ersten Anspielen kann es sein, dass man einen komischen chemischen Geschmack wahrnimmt. Ob vom Plastik oder irgendeinem Insektenschutzmittel – woher der Geschmack kommt weiß ich nicht. Angenehm ist das Spielen deswegen sicherlich nicht. Bei Qualitäts-Harps kommt so etwas jedenfalls nicht vor.
Wenn du längere Zeit auf den Billig-Mundharmonikas spielst, lernst du ein weiteres Manko kennen. Denn die Kanten der Deckel und des Kanzellenkörpers (der Teil mit den Löchern drin) sind scharf. Dadurch schneidet sich die Harp beim Spielen in deine Lippen, die dadurch eventuell bluten. Je länger du spielst, desto unangenehmer wird das. Bei den guten Einsteiger-Mundharmonikas, die zwischen 31 und 49 Euro kosten, sind die Kanten stumpf. Auch die Spaltmaße sind klein. Deswegen kommen solche „einschneidenden Erlebnisse“ bei den guten Mundharmonikas selten vor.
Klang
Am meisten merkst du den Unterschied zu einem guten Instrument allerdings am Klang. Und hier sind die billigen Mundharmonikas ganz eindeutig schlechter. Im Vergleich zu einer Mundharmonika eines Qualitäts-Hersteller klingen die Billig-Harps leise und dumpf. Du kannst auf ihnen nicht so dynamisch spielen, wie auf einer hochwertigen Mundharmonika. Und lange hast du an ihrem Sound auch keine Freude.
Hör es dir selbst an! Hier habe ich den Klang einer Special 20 in C-Dur eingespielt. Und zwar einmal mit einem bluesigen und einmal mit einem klassischen Stück.
Und diese Tonbeispiele stammen von einer Billig-Harp. Hörst du den Unterschied?
Der Soundunterschied liegt daran, dass die Genauigkeit bei der Fertigung schlechter ist. Abstände zwischen den Stimmzungen und den Stimmplatten sind größer als bei einem Qualitäts-Instrument. Dadurch leidet vor allem die Lautstärke der Harp. Insgesamt sind die Billig-Harps weniger luftdicht. Die verlorene Luft fehlt dir beim Spielen. Denn du kommst schneller aus der Puste als bei einer guten Mundharmonika.
Dass der Klang so dünn ist, liegt auch an den verwendeten Materialien. Denn sie sind bei den Billig-Mundharmonikas insgesamt minderwertiger. Besonders wichtig für den Klang deiner Harp ist die Dicke der Stimmzunge. Diese ist bei den billigen Instrumenten sehr dünn. Deswegen klingen sie nicht so voll, wie die guten Mundharmonikas von Seydel, Hohner, Suzuki oder Lee Oskar.
Haltbarkeit
Weil die Werkstoffe der billigen 3 bis 20-Euro-Harps schlechter sind, gehen sie auch viel schneller kaputt oder verstimmen sich schnell. Dass diese Wegwerf-Instrumente sind, sollte dir mittlerweile ohnehin klar sein. Bei den Qualitäts-Mundharmonikas werden dagegen spezielle Legierungen für die Stimmzungen verwendet. Durch diese klingen sie besser und sind länger gegen das Verstimmen geschützt.
Darüber hinaus sind die anderen Bestandteile der Harps bei den billigen Instrumenten ebenfalls minderwertiger. Die Deckel rosten schnell. Die Schrauben sind weich. Wer seine Mundharmonika also gerne tuned um zum Beispiel die Stimmung zu ändern, der lässt lieber die Finger davon.
Stimmung
Apropos Stimmung – auch diese ist anders, als bei einer qualitativ hochwertigen diatonischen Mundharmonika. Hiermit meine ich die tatsächliche Tonhöhe der gespielten Noten. Es ist nämlich so, dass jeder Mundharmonika-Hersteller hierfür sein eigenes Rezept hat. Und diese Stimmung beeinflusst den Sound des Instruments.
Die billigen Instrumente sind exakt wohltemperiert gestimmt. Also so, wie zum Beispiel ein Klavier. Dadurch klingen sie etwas neutraler als die Mundharmonikas, die z.B. von Hohner oder Seydel kommen. Gerade bei Blues und Rock will man aber einen rauen und nicht ganz so angepassten Klang. Und diesen klassischen Blues-Sound bekommst du deswegen mit den billigen Mundharmonikas nicht so richtig hin.
Warum sind diese Harps so billig?
Für den günstigen Preis gibt es drei Hauptgründe. Den ersten Grund kennst du ja bereits: Werkstoffe und Verarbeitung sind schlechter.
Zweitens kommt der niedrige Preis durch die niedrigen Lohnkosten zustande. Das Prinzip kennst du bestimmt bereits aus anderen Industrien. Im Gegensatz zu einer Produktion in Europa, sind die Löhne chinesischer Arbeiter um ein Vielfaches niedriger.
Drittens: Noch dazu arbeiten die Menschen in Fern-Ost unter viel schlechteren Arbeitsbedingungen. Für ihre schlechte Bezahlung müssen sie viel länger schuften. Auf Umweltauflagen, wie sie in Deutschland schon lange gängige Praxis sind, wird in China wenig darauf geachtet.
Empfehlung – für was sind sie zu gebrauchen?
Hast du noch keine Erfahrung mit der Mundharmonika und bist unentschlossen, ob du bei einer billigen Mundharmonika zugreifen sollst? Was richtig ist: die billigsten Mundharmonikas sind korrekt gestimmt. Und du kannst damit Musik machen. Allerdings bleibt ein schaler Beigeschmack. Denn den guten Sound, der dich ja zum Spielen begeistert, bekommst du damit nie hin. Es wird immer etwas nach Spielzeug klingen. Lieber gleich von Anfang an etwas Gescheites kaufen – zumal ca. 40 Euro doch jetzt wirklich in Ordnung für ein Qualitäts-Produkt sind, oder?
Spätestens wenn du aus dem ersten Anfänger-Dasein herausgewachsen bist und dich an ausgefeiltere Spieltechniken wagst, ist es Zeit dir ein top Instrument zu besorgen. Denn dann stört es wirklich, dass du ständig Luft holen musst. Als Fortgeschrittener hast du bestimmt eh schon längst dein Lieblingsmodell gefunden. Zum Beispiel die Hohner Marine Band Crossover* oder Seydel Söhne Blues 1847 Classic*. Hast du die erste Hürde genommen, dann bietet dir ein Qualitätsinstrument einfach viel mehr Kontrolle über dein Spiel.
Fazit
Mundharmonikas aus China, etwa diese CASCHA* sind billig, aber nicht unbedingt preiswert. Denn ihre Verarbeitung ist deutlich schlechter, als bei Qualitäts-Mundharmonikas aus Deutschland oder Japan. Dadurch sind sie weniger angenehm zu spielen. Und sie klingen im Vergleich zu den guten Modellen stumpf und leise. Eben wie ein Spielzeug.
Für Anfänger empfehle ich nach wie vor die Hohner Rocket*, das Vorläufer-Modell Hohner Special 20* oder die Seydel Blues Session Steel*. Mit einem ganz billigen Instrument kannst du zwar einsteigen. Mit einem Qualitätsmodell hast du jedoch viel mehr Spaß, weil es dir am Anfang einfacher fällt. Und das entscheidet doch letztendlich, ob du auch langfristig dabei bleibst.
Let the good times roll – Mark
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Hallo,
meine Erfahrung zu Mundharmonikas. Mark hat recht, billig ist Müll.Habe mir aus lauter Neugier mal ein Starterpack geholt wo alle Tonlagen drin sind. Einfach nur Schrott. Man braucht viel Puste, der Klang ist sehr schlecht und so auch die Verarbeitung. Momentan habe ich eine in D von Lee Oskar, aber meine Favoriten sind von Hohner Crossover. Die habe ich in A,C und Bb. Diese sind sehr gut verarbeitet, haben einen wundervollen Sound und man braucht nicht so viel Puste. Sind etwas teurer, was sich aber auch lohnt. Spare nun noch für die anderen Tonlagen.
Gruß
Jürgen